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Zahlreich waren die Garler zur Monatsversammlung erschienen. Vorsitzender Herbert Hackl begrüßte alle und hatte einige
vereinsinterne Themen zu besprechen. Dann über gab er auch gleich das Wort an den Referenten Prof. Dr. Reinhard Haller der über Kalenderbräuche im Mittleren Bayerischen Wald einen Lichtbildervortrag hielt. Er begann auch sogleich mit einer fesselnden Einleitung die dann zum Thema führte. In rauen Winternächten, wenn der Böhmwind die Bäume zum Ächzen bringt, das Eis auf den Bächen kracht und wilde Schneeschauer ein Rieseln und Raunen verursachen, kann man auch heute noch, geborgen in sicheren Behausungen, das Grauen der Ahnen nachempfinden. Vom „Weiherzen“ und „Umgehen“ der armen Seelen, die keine Ruhe finden, wird berichtet, von frevelhaften Menschen, die abgestraft wurden, von Gnomen und Schrazen und vom Teufel, der sich im wilden Waldgebirge so manchen Unterschlupf geschaffen hatte. Dann erläuterte er die einzelnen Bräuche über das ganze Jahr verteilt in den verschiedensten Dörfern des Bayer. Waldes.
Hier nur einige Beispiele: Wildes Treiben und lebendiges Brauchtum herrscht jedes Jahr am Faschingssonntag im Dorf Fahrnbach bei Bischofsmais im ArberLand Bayerischer Wald. Dann nämlich tobt die Habergoaß durch den Ort und treibt den Winter aus. Neun Gestalten gehören zur wilden Truppe darunter die Goaß, der Bock, der erste Bockweiser, der zweite Bockweiser, der Jäger, das Zeidlwei, der Luftaufpumper, der Bettelmann und das Bettelwei. Unruhig wird es unter den zahlreichen Schaulustigen, wenn das Gemecker von Bock und Geiß zu hören ist. Und nun beginnt die wilde Hatz.. Immer wieder kommt es zu Raufereien unter den Akteuren.
Der "Pfingstl-Brauch" ist in vielen Orten des Landkreises Regen schon seit Jahren erloschen. Nur noch die älteren Einwohner können sich an den langverhüllten Pfingstl erinnern, wie er vom "Weiser" in Begleitung des "Geiers" und einer "Schar schellenbestückter Jungen" durchs Dorf geführt wurde, dabei bei jedem Haus mit einem Spruch um Eier bat und unter dem Lärm der "Schellen" (Kuhglocken) tanzte. Nicht so in Bischofsmais, wo man dieses Brauchtum noch alljährlich am Pfingstmontag persönlich miterleben kann.
Prof. Dr. Haller zeigte viele alte Bilder über die verschiedensten Bräuche, an die sich jeder erinnern kann, die aber in den Ortschaften meist nicht mehr durchgeführt werden. In Flanitz hat man seit kurzem mit dem Faschingsbären wieder einen alten Faschingsbrauch ausgegraben. Wie in früheren Zeiten, zogen die als Hexen verkleideten Männer und Burschen durch das Dorf. Zentrale Gestalt ist der strohvermummte Bär an der Kette seines Bärentreibers.
Prof Haller fesselte die Zuhörer mit seinen Geschichten über das alte Brauchtum so, dass niemandem die Zeit lang wurde.
Vorsitzender Hackl überreichte noch ein Geschenk an Prof Haller als Dank für seinen umfangreichen und fesselnden Vortrag.